Der obrige Ausspruch entstammt einem Lied von Edit Piaf. Sie singt darin, dass sie nichts bereut, weder das Gute noch das Böse, das ihr im Leben wiederfahren ist. Die Wissenschaft bestärkt sie in dieser Einschätzung. Fragt man Menschen am Ende Ihres Lebens, was sie bereuen, so erwähnen sie selten vermeintliche Fehler. Viel häufiger trifft man auf Aussagen mit dem Grundtenor: „Hätte ich doch mehr gewagt!“ Beispielhaft ist dieser Ausspruch von Jose Luis Borges:
„Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte, im nächsten Leben, würde ich versuchen, mehr Fehler zu machen. Ich würde nicht so perfekt sein wollen, ich würde mich mehr entspannen. Ich wäre ein bisschen verrückter als ich gewesen bin, ich würde viel weniger Dinge so ernst nehmen. Ich würde nicht so gesund leben. Ich würde mehr riskieren…“
Reue erwächst oft aus Risiken, die nicht eingegangen wurden. Menschen, die der Melancholie anheim fallen, bedauern verpasste Chancen. Sie trauern einem Geliebten hinterher oder hadern mit der Berufswahl. „Wäre ich damals doch mit Karl durchgebrannt! Warum habe ich es nicht gewagt, mich mit dieser Idee selbständig zu machen!“
Der letzte Ausweg für ein erträgliches Selbstbild ist oft, den Umständen die Schuld zu geben. Finanzielle Mittel haben gefehlt oder der familiäre Druck war zu groß.
Mit dieser persönlichen Erleichterung verbindet sich oft ein Perspektivenparadox. Für das eigene Scheitern sind die Umstände verantwortlich. Wenn anderen etwas nicht gelingt, liegt es meist an der Person selbst. Man selbst konnte nicht, doch die anderen wollen nicht. In der Psychologie spricht man von einem Attributionsfehler (Attribution = Ursachenzuschreibung).
„Fehler sind Freunde!“. Wechseln Sie die Perspektive. Betrachten Sie sich von Außen und erkennen Sie all die Chancen, die Sie haben. Schlüpfen Sie dann wieder zurück in die eigene Haut und machen Sie das, was so einfach erschien (und vielleicht sogar ist).
Heutzutage genügt für diesen Trick eine Videokamera (und ein Kurs in Selbstsicherheit und sozialer Kompetenz). Lassen Sie sich Filmen, wenn Sie etwas probieren. Danach betrachten Sie sich selbst und geben sich positives Feedback. „Mach mehr davon! Fang damit an! Gut so! Weiter so!“
Für viele ist der Perspektivenwechsel erst ein kleiner Schock. Nicht zuletzt weil aus der Beobachterperspektive deutlich wird, was man mit kleinen Veränderungen große Wirkung erzielen kann. Man muss es nur halt TUN und nicht den Umständen die Verantwortung geben.
Perspektivenwechsel liefert neue Informationen und ist die Grundlage für mehr Motivation. .
Und wenn Sie dann eines Tages zurückschauen, werden Sie über viele kleine „Fehler“ lachen und sehr stolz auf sich sein. Vielleicht singen Sie sogar, sie wissen schon was….