In wirksamen Trainings und Coachings zur Verbesserung von Selbstsicherheit und Sozialer Kompetenz arbeitet man mit Rollenspielen. Schon allein der Begriff löst in vielen (potentiellen) Teilnehmern Ängste aus. Warum aber sind gerade Rollenspiele für Veränderungsprozesse so zentral. Die Antwort liefern Untersuchungen an Fallschirmspringer.
Betrachtet wurde das so genannte Erregungsniveau der Springer. Anhand von physiologischen Signalen wurde gemessen, wie nervös die Fallschirmspringer zu verschiedenen Messzeitpunkten waren. Auf diese Art und Weise entstand eine Studie des zeitlichen Verlaufs der Nervosität lange vor, kurz vor, während und nach dem Sprung.
Die Fallschirmspringer selbst wurden in 2 Gruppen unterteilt. Gruppe 1 (rote Kurve) hatte wenig Erfahrung mit Fallschirmspringen. Sie wurden sozusagen „ins kalte Wasser geworfen“ und mussten kurzfristig versuchen, mit der psychologischen Belastung und Herausforderung des Sprunges zu Recht zu kommen. Bei Gruppe 2 (blaue Kurve) dagegen handelte es sich um routinierte Springer. Sie wussten genau, was ihnen bevorstand und konnten auf das Wissen und die Erfahrung zahlreicher erfolgreicher Sprünge zurückgreifen.
Das Ergebnis und die Unterschiede zeigt – vereinfacht dargestellt – die folgend Grafik. Aus ihr ist zu erkennen, dass der Verlauf der Nervosität sich bei Anfängern und Routiniers deutlich unterscheidet.
Die Anfänger werden umso nervöser je näher der kritische Moment des Sprunges rückt. Am aufgeregtesten sind sie kurz vor und nach dem Sprung, also in jener Phase, in der es auf eine gute kognitive Verarbeitung der Anforderungen besonders ankommt. Geistige Klarheit und die Fähigkeit das Richtige im richtigen Augenblick zu tun, sind dann besonders wichtig. Neue Fallschirmspringer sind in ihren Möglichkeiten, mit der Herausforderung situationsangemessen umzugehen, aufgrund ihrer Erregung gehandicapt.
Anders sieht es bei den Routiniers aus. Auch sie sind nervös, wenn es heißt „Jetzt springen“, doch ihre Nervosität ist im Verhältnis zu den Anfängern eher gering. Sie sind also in der Lage, besser zu erkennen, was zu tun ist. Sie sind ruhiger, klarer, handlungsorientierter. Sollten Schwierigkeiten auftauchen, dann können Sie die erprobten Springer auch aufgrund der günstigen mentalen Voraussetzungen besser bewältigen.
Interessant ist, dass diese erfahrenen Springer ihren Erregungshöhepunkt durchlaufen, wenn die Neulinge noch relativ entspannt sind. Was geschieht hier? Die Experten nehmen die kritische Phase gedanklich voraus. Sie versetzen sich in die bevorstehende Situation und erleben sie in Gedanken. So sind sie in der Lage, mögliche Probleme zu erkennen und schon mental deren Lösung zu testen. Sie wissen sozusagen, was sie erwartet und haben in der Konsequenz weniger Angst vor möglichen Stolpersteinen.
Rollenspiele sind kleine Fallschirmsprünge. Tatsächlich sind sie aber „Trockenübungen“ im geschützten Rahmen eines Seminars. Ein geübter Trainer steht im Workshop zur Seite, gibt Feedback, leitet an und sorgt dafür, dass der „Flug“ zu einer weichen Landung führt.
Gerade die Gruppentrainings sozialer Kompetenz zeichnen sich dadurch aus, dass der Coach stets Sparringspartner im Rollenspiel ist. So gelingt es, Hürden und Herausforderungen einzubauen, aber eben auch ihre Bewältigung zu steuern.
Rollenspiele kosten Überwindung. Sie bringen aber auch einen großen Lerneffekt mit sich. Befindet sich der Teilnehmer später in einer realen Situation, so kann er auf Wissen und Erfahrung der Übung zurückgreifen. Er ist mental vorbereitet und weiß in der kritischen Situation dank eines mittleren Aktivierungsniveaus besser und schneller richtig zu agieren.
Selbstsicherheitstrainings mit Rollenspielen führen also mittelfristig zu einer Entspannung, die für Lernprozesse von großem Vorteil ist. Sie können den all das, was danach kommt, genießen. Schöne Aussichten! Wann springen Sie?!
Termine auf dem „Flugplatz“ Berlin finden sie hier.