In meinen Seminaren taucht immer wieder die Frage auf, wie man am besten mit Menschen umgeht, die sozial gehemmt oder aggressiv sind. Gibt es ein Mittel, um andere dazu zu bringen, sich auf eine bestimmte Weise zu verhalten? Oder noch drastischer Formuliert: Wie verändere ich den anderen?
Die Antwort lautet: Am besten gar nicht..
Menschen sind komplex. Warum jemand etwas bestimmtes macht oder auch nicht, kann viele Gründe haben. Die Ursachen können gänzlich außerhalb der Kontrolle Dritter liegen. Womöglich stecken dahinter gesundheitliche Probleme. Es kann sein, dass private, familiäre Konflikte das Verhalten im Büro überlagern. Aggression wie Unsicherheit können „Ventile“ für Ursachen sein, die nichts mit einer aktuellen Situation zu tun haben.
Wenn jemand den Wunsch äußert, ein anderer sollte sich im zuliebe ändern, verweise ich auf folgende Grafik.
Wir alle haben großen Einfluss auf unsere eigenen (!) Gefühle und Gedanken. Das hat zur Folge, dass wir das, was wir selbst tun, verändern können. Lernprozesse können durch Eigeninitiative angestoßen werden. Man kann sich beispielsweise dafür entscheiden, durch einen kontinuierlichen Trainingsprozess sozial kompetenter und selbstsicherer zu werden.
Bei anderen ist es aber lediglich möglich, Impulse zu setzen. Psychologische Tricks und selbst Manipulationsmethoden sind wirkungslos, wenn das Gegenüber keine Empfänglichkeit dafür zeigt. Ob diese vorhanden ist, hängt – wie schon erwähnt – von einer Vielzahl von Faktoren ab. Der Versuch, andere zu beeinflussen, ist stets ein Glücksspiel.
Je mehr Menschen einen Wirkungsbereich definieren, umso schwieriger wird es, etwas zu verändern. Unternehmen und Organisationen werden in ihrer Kultur von einer Vielzahl von Personen geprägt, die für den einzelnen oft nicht zu erreichen sind. Entsprechend problematisch ist es, kurzfristige Veränderungen zu gewährleisten. Wer ein System von Menschen (Familie, Unternehmen, Verein etc.) zielgerecht beeinflussen will, braucht einen sehr langen Atem und den Mut zu Versuch und Irrtum-Handeln. Kreativität spielt eine Rolle, Intuition und Glück. Eine 100%ig wirksame Methode gibt es nicht.
Das oben gesagte gilt natürlich auch für professionelle Veränderungsprozesse wie sie in Coachings, Trainings, ja jeder Art von Lehr- und Weiterbildung stattfinden können. Als Coach bietet man „Funken“, Ideen, Techniken etc., an, die in vielen Fällen nützlich sind und Fortschritte mit sich bringen. Man operiert aber gleichzeitig immer in der Black Box des menschlichen Geistes und ist konfrontiert mit Zufall und Unsicherheit.
Die Antwort auf die Frage, wie Sie einen anderen Menschen verändern, lautet also abschließend: Verändern Sie lieber sich selbst. Arbeiten Sie an der eigenen inneren Haltung, Ihrem Stresslevel, Ihrer sozialen Kompetenz. Dann fällt es Ihnen auch viel leichter, auf andere zuzugehen, Anregungen zu geben und – wer weiß – den anderen so zu akzeptieren, wie er ist. Vielleicht auch eine Lösung?