Die Titelzeile mag Sie verwundern. Gibt es doch reichlich Literatur und auch entsprechende Seminare, die eine Selbstwert-Steigerung versprechen.
Viele unsichere Menschen klagen darüber, dass sie keinen Selbstwert haben. Sie erhoffen sich von einem Training, dass sie sich danach nicht nur selbstbewusst und sicher fühlen. Es geht ihnen auch darum, den Selbstwert zu verbessern.
Die Vorstellung, dass ein Mensch einen Wert hat, und sei er auch nur subjektiv, birgt aber Gefahren in sich. Wie wir aus der Ökonomie wissen, hängt der Wert eines Produkts mit Angebot und Nachfrage zusammen. Ist etwas selten, so steigt sein Preis und mithin auch sein Wert. Oft beruht dieser Wert auf der Einzigartigkeit einer Sache oder einer Dienstleistung. Sie lässt sich nicht von jedem Kopieren. Ihre Bestandteile weisen eine ganz besondere Qualität auf.
Doch was sind die Elemente eines Menschseins? Und woran messen wir, wie gut sie sind?
Tatsächlich ist der Mensch und sein Leben viel zu komplex, um einfach einen Strich darunter zu machen und eine Rechnung zu schreiben. Niemand kann sagen, was alles in diese Rechnung eingehen darf. Gelten nur Taten oder auch schon Worte und Gedanken, um den Wert zu steigern?
Es ist auch nahezu ummöglich, all das, was ein Mensch in seinem Leben macht, miteinzukalkulieren. Selbst wenn es gelänge, alles, was ein Mensch sichtbar und unsichtbar macht, zu berücksichtigen, bliebe unklar, in welchem Verhältnis die Teile zueinander stehen? Zählt ein liebevolles Wort in der Kindheit mehr oder weniger als das Geld, das man als Erwachsener spendet?
Schnell wird deutlich, dass der Mensch eine unmögliche Rechnung ist. Es ist nicht möglich, ihm ein Preisschild anzuhängen, das irgendeine Bedeutung hätte.
Selbstverständlich kann man sich einreden, man sei wertvoll und womöglich resultiert daraus ein irationales Gefühl der Stärke und Überlegenheit. Doch darum kann es nicht gehen. Oder möchten wir wirklich eine Welt, in der jeder sich für einen Superstar und das nächste Top-Model hält? New Age of Narzissmus?
Anstelle der Suche nach dem eigenen Wert und dem Bemühen, sich einen hohen einzureden, tritt in meinen Trainings und Coachings das Bewusstsein für die Einzigartigkeit. Unseren Wert können wir nicht wirklich definieren, aber wir können lernen, uns mit allen Stärken und Schwächen zu akzeptieren.
Die alternative zum Selbstwert heißt Selbstakzeptanz.