Der Psychologe und Experte in Fragen Manipulation Robert Cialdini erzählt in seinem Klassiker „Die Psychologie des Überzeugens“ eine interessante Geschichte zum Thema „Wie wertvoll ist etwas?“.
Die Besitzerin eines Schmuckladens hatte eine Halskette ins Schaufenster gelegt und daneben ein Preisetikett: 50 €. Die Kette lag Monat um Monat in der Auslage und niemand interessierte sich dafür. Eines Tages beabsichtigte die Inhaberin Urlaub zu machen und für die Zeit ihrer Abwesenheit eine Aushilfe einzustellen. Diese war auch schnell gefunden, instruiert und die Besitzerin fuhr in die Ferien.
Nach einigen Tagen bemerkte die Vertretung, dass das Schild in der Auslage neben der Halskette etwas vergilbt und die Schrift nicht mehr deutlich zu erkennen war. Sie ersetzte das Preisschild durch ein neues. Vorher warf sie nur einen flüchtigen Blick auf das alte, nicht mehr ganz leserliche Etikett. In der Eile schrieb sie auf das neue Schild nicht 50 sondern 500 €.
Was glauben Sie geschah mit der Halskette? Richtig, schon nach wenigen Stunden verkaufte sie den Ladenhüter. Was war geschehen?
Wenn Menschen sich über einen Wert im Unklaren sind, achten Sie auf allgemeine Hinweisreize. Das kann die Anerkennung der anderen sein, oft genügt aber auch ein ganz banales Preisschild. Teuer bedeutet gut, so lautet der mehr intuitive Schluss vieler Leute.
Diese Methode funktioniert auch bei Menschen. Wer sich selbst als wertvoll einschätzt, sich entsprechend verhält, wird Anerkennung ernten. Wer aber von seinem eigenen „Wert“ nicht überzeugt ist, wird defensiv und überbescheiden auftreten. Er darf sich nicht wundern, wenn die anderen vermuten, dass er wenig zu bieten hat und eher auf Distanz gehen.
Häufig wächst das Selbstvertrauen eines Menschen mit seinem Gehalt. Topverdiener entwickeln schnell ein Gefühl der Überlegenheit. Sie treten entsprechend auf und ziehen noch mehr Anerkennung auf sich.
Doch Geld, Gehalt und gesellschaftliche Anerkennung sind sozial ausgehandelt. Letztendlich dreht es sich um Annahmen, die von einer Gruppe von Menschen geteilt werden – mehr nicht. Diese Annahmen und Vermutungen können einen realen Bezug haben, oft genug sind sie aber „nur“ eingebildet und variieren mit Zeit, Kultur und Geschmack.
Nehmen wir die Subjektivität des Selbstwertes als Chance! Man selbst entscheidet über den eigenen Wert. Man fährt in vielerlei Hinsicht besser, wenn man sich einbildet, etwas Besonderes zu sein. Niemand ist wirklich in der Lage, den Wert eines Menschen einzuschätzen. Selbstwert ist und bleibt eine Illussion. Aus pragmatischer Sicht, wenn es um Selbstsicherheit, Lebenszufriedenheit und letztendlich Erfolg geht, ist es ratsam, positiv von sich zu träumen. Wenn man dann auch noch bedenkt, dass andere Menschen es genießen, wie ein wirkliches Kleinod behandelt zu werden, hat man eine wichtige Lehre für soziale Kompetenz meisterhaft angenommen.