Unser Verstand ist wie ein Schwamm. Die Informationen, die auf ihn einströmen, werden absorbiert und der Schwamm saugt sich voll. Doch irgendwann ist es genug. Es tropft an allen Ecken. Der Schwamm und der Verstand haben ihre Grenzen erreicht. Er kann nicht mehr binden und schon gar nicht halten.
Wie wohltuend ist es da, sich einfach mal zu entleeren und an nichts denken zu müssen. Der Schwamm liegt in der Sonne der Gelassenheit und all das, was ihn beschwert, tropft mit jeder Sekunde aus ihm heraus. Bis er leer ist und gleich auch ein bißchen praller und gesünder aussieht.
Ein übervoller Verstand kann eine Bürde sein. Manche Menschen können nicht aufhören nachzudenken. Sie wälzen Tag und leider auch nachts Probleme. Die Gedanken kreisen und der volle Schwamm liegt träge herum, ohne sich erleichtern zu können.
Zwanghafte Menschen wünschen sich nichts sehnlicher, als ihre schädlichen Gedanken einfach loslassen zu können. Wer schon einmal unglücklich verliebt war, weiß wie schwer es sein kann, an etwas oder jemanden nicht zu denken. Meditationsschulen verfolgen genau dieses Ziel. Sie wollen den Menschen helfen, aus der Gedankenmühle auszusteigen. Wem das gelingt, fühlt sich sofort erfrischt. Er sieht die Welt mit neuen Augen. Es ist als würde sich der Schleier der Sorgen plötzlich heben und anstatt nach Innen sieht man endlich wieder nach Außen in die Welt.
Nicht selten empfiehlt man Leidenden das Gegenteil, den Blick nach innen. Zuviel des Guten bewirkt aber das Gegenteil. Das exzessive Versenken in sich selbst ist oft die Wurzel des Übels. Wer tatsächlich nicht zum Einsiedler werden will, der hat über kurz oder lang keine andere Wahl, als wieder am Leben teilzunehmen.
Die größte Hilfe für Menschen im Stress sind tatsächlich andere Menschen. Menschen, die zuhören, die Tips geben und auch einmal etwas für einen erledigen, wozu man selbst nicht mehr in der Lage ist. So schön es klingen mag, daß die Lösung in jedem selbst liegt. Sie wird zu keiner Erleichterung führen, so lange sie dort bleibt. Es ist wichtig, aus sich herauszukommen, andere wieder wahrzunehmen und auch die Schönheit der Natur wieder zu entdecken. Der Impuls kommt von innen, doch die Bewegung findet im Außen statt. In der wirklichen Welt.
Umgekehrt liegen aber auch die Blockaden, die einen paralysieren, oft genug, in einem selbst. Der Schwamm hält das Wasser fest und der Mensch klammert sich an das, was er zu wissen meint. Häufig sind es negative Gedanken, Ängste und Sorgen. Der Blick darauf gaukelt eine trügerische Sicherheit vor. Wenn ich auf das schaue, was mich ängstigt, kann ich es kontrollieren. Umgekehrt werden ein Schuh und ein nasser Schwamm daraus. Das, worauf man sich konzentriert, blockiert einen und macht das Leben, das wahre Leben, nur noch schwerer.
Eine kleine Übung kann das gut verdeutlichen. Versuchen sie vor dem Spiegel eine kurze Rede über ein Thema zu halten, mit dem sie gut vertraut sind. Nehmen sie ihr Hobby oder ihre Lieblingsserie. Versuchen sie bei dieser kleinen Präsentation nicht das Wort „und“ zu verwenden. Am besten sie zeichnen das Experiment mit einem Recorder auf.
Im zweiten Teil sprechen sie auch über etwas, das sie interessiert, doch diesmal ohne jegliche Restriktion. Frei von der Leber weg. Anschließend vergleichen sie die beiden Aufzeichnungen. Welche wirkt lebendiger? Wann hören sie lieber zu?
Im ersten Teil war der Schwamm voll mit der Aufgabenstellung. Er war in Hab-Acht-Stellung. Das kostet Energie und bindet kognitive Ressourcen. Die Performance leidet darunter. Im zweiten Teil ist man frei wie ein jünger Spongebob und das inspiriert. Er verleiht einem Flügel. Man ist im Flow.
Wer seinen Verstand zur Sicherheit gerne mit vielen Informationen füttert und sich dabei immer unsicherer fühlt, steht vor der Herausforderung loszulassen. Das wird Ängste hervorrufen. Manchmal muß es erst schlimmer werden, bevor es besser werden kann. Sobald man losgelassen hat, wird man kreativ werden und Lösungen finden, an die man vorher nicht einmal im Traum gedacht hat.
Probleme und die Beschäftigung damit haben im Schwamm unseres Verstandes keine unbegrenzte Aufenthaltserlaubnis. Manchmal muß man ein Auge zudrücken und ins Risiko gehen. Schwamm drüber, wenn dabei nicht alles gut geht. Es ist noch kein Schwamm vom Himmel gefallen. Zumindest kein nasser.
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