Woody Allen hat einmal auf die Frage, was Erfolg ausmache, geantwortet: Anders sein als die anderen. Das ist eine sehr einfache Formel. Tatsächlich enthält sie eine entscheidende Wahrheit. Wer das macht, was alle machen, kann nicht erwarten, eine herausragende Position einzunehmen. Wenn das Angebot groß ist, die Nachfrage aber stabil, gewinnt man keinen Blumentopf, indem man andere kopiert.
Es ist also wichtig, daß man seinen eigenen Stil findet. Nun kann es sein, daß aber selbst noch nicht weiß, wer man ist. Vielleicht hat man sich in der Vergangenheit an anderen orientiert und kräftig kopiert, anstatt zu sich selbst zu finden. Das war vermutlich der einfachere Weg. Denn so einleuchtend Allens Aussage ist, so mangelhaft ist sie auch. Anders sein allein wird vermutlich nicht ausreichen, um erfolgreich zu sein. Es kommt darauf an, daß man den schmalen Grat trifft, auf dem das Neue sich mit dem Gewohnten trifft. Wer seiner Zeit zu weit voraus ist, wird vermutlich nur auf Verwunderung stoßen. Wer aber überhaupt keinen neuen Impuls setzt, wird sein Publikum zu Tode langweilen. Es kommt auf die Mischung an.
Die Mischung ist auch für das persönliche Glück verantwortlich. Wenn Menschen in Gewohnheiten ersticken, werden sie unglücklich. Wenn sie jeden Tag mit Neuem konfrontiert werden, sind sie schon bald überfordert. Aktivierung und Entspannung sollten sich individuell ergänzen. Stress und Erholungsphasen sollten miteinander tanzen.
Es gibt nicht nur den Burn-Out, sondern auch den Bore-Out. Überforderung und Unterforderung machen unglücklich. Doch wie trifft man die goldene Mitte? Indem man immer wieder experimentiert. Gewohnheiten zu entdecken ist der erste Schritt. Jeder Mensch macht jeden Tag bestimmte Dinge auf die immer gleiche Art und Weise. Diese Methode führt dazu, daß er viel Energie spart. Es ist wichtig, sich ab und zu selbst zu hinterfragen. Man kann sich vorstellen, daß das eigene Leben von einem Außerirdischen analysiert würde. Was würde ihm wohl besonders auffallen? Welche Routinen erschienen ihm vielleicht rätselhaft.
Es macht vermutlich Sinn, einen bestimmte Route zur Arbeit zu wählen. Es hat seinen Grund, warum man einen Urlaubsort bevorzugt oder sich auf das nächste Buch eines Autors freut. Man ist mit bestimmten Menschen zusammen, weil man sich mit ihnen wohl fühlt und man arbeitet in einem Beruf, weil man darin gut ist und es einem leichtfällt weiterzumachen.
Der Burn-Out kommen für viele Menschen überraschend. Genauso ist es mit dem Bore-Out. Weder man selbst noch die Menschen um einen herum können im ersten Moment verstehen, warum es zu dem Zusammenbruch kommt. Es wirkt doch alles so harmonisch. Beziehungen, die über viele Jahre scheinbar funktionierten, kollabieren plötzlich und alle stehen vor einem Rätsel. Wie konnte das geschehen?
Es ist nicht einfach, sich von außen zu betrachten und die eigene Lebenssituation objektiv einzuschätzen. Viele Menschen haben mit dieser Selbstanalyse keine Erfahrung. Sie beobachten wie die anderen ihren Weg machen und nicht klagen. Vieles erscheint normal und etwas anderes kaum denkbar.
In Hollywoodfilmen sind es plötzliche Ereignisse, die den Helden aus der Bahn werfen. Er wird quasi über Nacht mit einer Herausforderung konfrontiert, die er sich nie hätte träumen lassen. Plötzlich ist das alte Leben bedroht. Killer stehen vor der Tür. Er wird zu einer Reise gezwungen. Oft endet dieser Road-Trip nicht nur an einem magischen Ort, der Weg selbst ist eine Transformation.
Erfolg hat etwas zu tun mit Anderssein. Er ist auch mit Gefahr verbunden. Was soll man tun, wenn man feststellt, daß man festsitzt?
Dann hat man den ersten Schritt getan. Eine Routine zu erkennen ist im Grunde schon eine Veränderung. Als nächstes geht es darum für sich persönlich zu einer Bewertung zu kommen. Ist es das, was man will? Auf Dauer? Manchmal ist es gar nicht erforderlich, alles umzukrempeln. Es verlangt viel Mut für einen solchen Schritt.
Was man tun kann, ist mit Kleinigkeiten zu beginnen. Wer kleine Routinen in seinen Leben verändert, erkennt, daß er zur Veränderung in der Lage ist. Vielleicht lernt er auch etwas ganz Neues kennen. Etwas das ihn fasziniert, weil es fremd und anziehend zugleich ist.
Anders sein und Erfolg lassen sich jeden Tag testen. Man kann etwas anderes frühstücken, man kann in ein neues Restaurant gehen. Man kann sich anders kleiden oder seine Frisur verändern. Man kann eine andere Zeitung lesen oder Menschen zuhören, bei denen man sonst gleich abgeschalten hat. Das Anderssein braucht kein Hollywoodbudget und auch keinen Killer, der einen verfolgt. Es braucht den Mut zur Veränderung.
Woody Allen hat sich in seinem Leben und seiner Kunst mehr als einmal neu erfunden. Das verrückte ist, man kann sich in der Veränderung treu bleiben. Vermutlich weiß Woody Allen bis heute nicht, wer er ist. Uns erscheint er außerirdisch oder viele kennen ihn nicht einmal. Er ist ein Neurotiker, Oscar-Gewinner, Komiker und Poet. Es ist anders als alle anderen. Und er macht Mut, selbst anders zu sein.
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