Die Positive Psychologie fragt, was macht Menschen glücklich, erfolgreich oder auch zufrieden in Beziehungen. Sie erforscht Mut, Achtsamkeit und andere Persönlichkeitseigenschaften von Menschen, die von sich selbst behaupten, außergewöhnlich glücklich zu sein. Damit bildet sie einen wichtigen Gegenpart zu der traditionellen psychologischen Forschung, bei der die menschlichen Defizite und ihre Entstehungsmechanismen im Vordergrund standen.
Positive Psychologie ist aber nicht gleichzusetzen mit Positivem Denken. Ihre Wachstumsorientierung schließt sogar so etwas wie Pessimismus ein. Tatsächlich gibt es einen guten und gesunden Pessimismus. Man nennt ihn auch Schutzpessimismus.
Optimisten sind glücklicher, sagt man so leicht dahin. Das stimmt aber nur eingeschränkt. Richtig ist, daß eine positive Grundhaltung, die sich mit Handlungen verbindet, zum Lebensglück beiträgt. Doch zu viel Optimismus kann auch schaden, insbesondere wenn er sich mit einem passiven in die Welt Hinträumen verbindet. Es reicht tatsächlich nicht aus, sich ins Gras zu legen und sich vorzustellen, daß die Welt morgen eine ganz andere und viel Schönere ist. Wer sich auf seine Fantasie verläßt und keinen Plan hat, wird mit großer Wahrscheinlichkeit scheitern.
Kluge Pessimisten gehen anders vor. Sie ziehen das Scheitern vor, und zwar in Gedanken. Schutzpessimismus bedeutet, daß man sich vor einer Aufgabe überlegt, was alles schief gehen könnte. „Ich habe mir vor dem Termin genau durch den Kopf gehenlassen, welche Schwierigkeiten auftreten könnten.“ Solche und ähnliche Sätze sind typisch für glückliche Pessimisten. Sie bleiben allerdings nicht an diesem Punkt stehen. Nachdem sie sich überlegt haben, warum etwas nicht klappen kann, unternehmen sie alles, was in ihrer Macht steht, um dieses Unglück abzuwenden. Sie bereiten sich vor. Sie schließen mögliche Fehlerquellen aus. Sie haben einen Plan B parat, wenn etwas schief geht.
Es ist die Vorbereitung, die dazu führt, daß sie in kritischen Situationen viel entspannter sind und über Mittel und Wege verfügen, das Unglück abzuwenden.
Wer glücklich sein will, sollte also eine Doppelstrategie verfolgen. Einerseits sollte er sich vorstellen, wie angenehm es sein wird, ein Ziel zu erreichen. Optimisten fällt das in der Regel leicht. Pessimisten können sich mit etwas Übung aber schnell verbessern. Andererseits sollte man sich aber auch überlegen, welche Hindernisse auftreten könnten und sich ganz praktisch dagegen wappnen.
Gefährliche Optimisten vernachlässigen den zweiten Teil leider zu oft, was dazu führt, daß die anfängliche Energie bei Problemen schnell verpufft. Glücklich sind die die Optimisten, die einen liebevollen Pessimisten an ihrer Seite habe. Gemeinsam können sie viel erreichen.
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