Wenn Menschen keine Lust haben aktiv zu werden, benutzen sie gerne die Ausrede: „Ich warte auf den richtigen Zeitpunkt.“ Es ist nicht verkehrt, dann zu handeln, wenn die Zeichen günstig stehen. Tatsächlich muß man dann aber nicht allzulange warten, denn an jedem Tag gibt es bestimmte Zeitphasen, die ideal für bestimmte Aufgaben sind.
Entscheidend dafür ist der menschliche Bio-Rhythmus. Unser Körper und auch unsere Psyche funktionieren in durch die Natur festgelegten Zyklen. Hin und wieder gibt es Abweichungen und Verschiebungen. Dann spricht man von Frühaufstehern oder Nachteulen. Die einen haben ihr Leistungshoch früher am Tag und die anderen später. Die meisten Menschen sind weder das eine noch andere. Sie haben einen typischen normalen Biorhythmus, der die Erledigung der Aufgaben zu einer bestimmten Zeit am Tag nahelegt.
Wer schwierige kognitive Aufgaben vor sich hat, also beispielsweise komplexe Programme erarbeiten muß und viele Informationen dazu integriert, sollte dies idealerweise am späten Morgen, zwischen 10 und 12 Uhr machen. Voraussetzung ist natürlich, daß man in der Nacht davor gut geschlafen hat. Nach etwa 2 bis 3 Stunden Wachsein ist man geistig am klarsten und findet passende Lösungen für kognitive Herausforderungen. In diesen Bereich zählen auch schwierige Verhandlungen.
Am Mittag fallen die meisten Menschen in ein Tief. Nach der Mittagspause sollte man sich am besten ausruhen. Diese Zeit ist eigentlich für nichts gut, es sei denn die Aufgabe ist so automatisiert, daß man sie auch im Schlaf erledigen kann. Es verlangt Demut und Kenntnis des eigenen Körpers, um in dieser Zeit zurückzutreten und auf körperliche und geistige Regeneration zu setzen.
Nach 16 Uhr kommt der zweite Wind. Die Phase zwischen 16 und 20 Uhr ist für den Normal-Rhythmiker ideal, um sich noch einmal anspruchsvollen Aufgaben zu stellen. Da das Denken in dieser Zeit aber nicht mehr so stringent ist wie am Morgen, eignet sie sich auch sehr gut für kreative Herausforderungen. Man kann jetzt gut neue und ungewöhnliche Verbindungen erkennen und mit einer Spur Gelassenheit einen spielerischen Entwurf wagen, den man idealerweise, wieder am nächsten Morgen überarbeitet, wenn der Verstand messerscharf ist.
Daniel Pink rät in seinem Buch „When“ dazu, auf keinen Fall wichtige Entscheidungen sieben Stunden nach dem Aufstehen zu treffen. In dieser Zeit ist die kognitive Leistungsfähigkeit am geringsten und die Fähigkeit, kluge Entscheidungen zu treffen, am Boden. Man sollte auch am Nachmittag keinen Arzt besuchen, denn dieser machen dann am häufigsten Kunstfehler. In einer Zeit der erhöhten Aufmerksamkeit für Gesundheitsthemen und der Ansteckungsgefahr durch Viren, erscheint es auch ratsam, am Nachmittag nicht mehr Einkaufen zu gehen. Die Desinfektion von Einkaufswagen und die Moral der Verkäufer, Maske zu tragen, nimmt am Mittag mit großer Wahrscheinlichkeit ab.
Das Warten auf den richtigen Zeitpunkt kann zu einer Krankheit werden. Fachleute sprechen von Prokrastination. Die beste Medizin ist wie so oft die Selbsterkenntnis und ein beherzter Start. Dafür ist es garantiert nie zu spät.
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