Es gibt immer wieder Dinge oder Ereignisse, die einen zu einem bestimmten Zeitpunkt so sehr belasten, daß man sich nicht damit beschäftigen will. Wer schon einmal einen Ehekrach hatte und anschließend eine wichtige geschäftliche Verhandlung führen mußte, weiß wovon die Rede ist. Es ist nicht immer einfach, sich von bestimmten Belastungen zu distanzieren, um im hier und jetzt wichtige Aufgaben zu erledigen. Krankhaft wird es, wenn bestimmte Gedanken oder Handlungen zwanghaft stattfinden und das normale Leben einschränken. Wer solch eine Erfahrung macht, wünscht sich einen Zauber, eine Therapie oder vielleicht sogar eine Art Bann, um diese Quälgeister aus seinem Leben fernzuhalten.
Wer sich auf eine Sache konzentrieren will, fährt am besten zweigleisig. Das, was jetzt wichtig ist, in den Fokus seiner Aufmerksamkeit zu rücken, ist ein Teil. Ein anderer besteht darin, alles, was die Aufmerksamkeit ablenkt zu „verbannen“. Hierbei kann es sehr hilfreich sein, die räumliche Distanz zu dem Störenfried wirken zu lassen. Wer vorhat, eine schlechte Angewohnheit loszuwerden, sollte nichts in Sicht- oder Greifweite haben, das ihn verlocken könnte. Menschen, die sich wünschen weniger zu essen, gelingt es eher, auf eine weitere Portion der Mahlzeit zu verzichten, wenn sie den leeren Teller von sich wegschieben. Abstand und Distanz sind Worte, die einem heute täglich in den Medien begegnen. Der Corona-Virus zwingt zu Abstand gegenüber Bars, Einkaufszentren oder Schwimmbädern. Sie alle sind gerade mit einem Bann belegt. Äußerlich zeigt sich dieser Bann beispielsweise in den rot-weißen Plastikbändern, die den Zugang auf Spielplätze verwehren. Grenzen setzen, sich von etwas distanzieren oder auch etwas zu verschließen, kann tatsächlich helfen. Aus den Augen aus dem Sinn, weiß der Volksmund. Wichtig ist für den Effekt neben der räumlichen Trennung auch die Zeit, denn das was man im ersten Schritt bewußt aus seinem Umfeld verbannt, gewinnt zunächst an Präsenz. Um etwas zu verschließen, muß man es schließlich erst einmal an einen sicheren Ort bringen. Das heißt, man muß, zumindest für einen kurzen Zeitraum, das Unangenehme oder das was man loswerden will, an sich herankommen lassen.
Damit ist die Herausforderung des Rosa Elefanten verbunden. Psychologen verdeutlichen die Funktionsweise unseres Bewußtseins gerne, indem sie dazu auffordern, NICHT an einen rosa Elefanten zu denken. „Denken Sie jetzt bitte NICHT an einen rosa Elefanten!“ Diese paradoxe Anweisung bewirkt selbstverständlich das Gegenteil. Das „gebannte“ Objekt wird in Gedanken präsent, ehe man es wieder vergißt. Doch sobald man sich daran erinnert, was nicht sein soll, nähert man sich dieser Sache auch wieder an. Ein wirksamer Bann besteht aus zwei Komponenten: Der Entscheidung und der Zeit. Wer mit dem Rauchen aufhören will, nimmt das Päckchen Zigaretten und wirft es in den Müll, wo es bis in alle Ewigkeit vergammelt.
Wer etwas in seinem Leben verändern möchte, wer sich trennen will, braucht eine klare Entscheidung, Distanz und die Hilfe der Zeit. Auch hier mag der bekannte Satz des Zeitmanagements hilfreich sein: „Wenn Du in Eile bist, geh langsam.“ Für eine Entscheidung braucht man Zeit. Ist sie dann gefallen, braucht man wieder Zeit.
Bei der Rucksack-Übung macht man zunächst eine Liste all der Dinge, die einen Belasten. Wer möchte kann auch gerne eine Hierarchie bilden. Dann trifft er bewußt eine Entscheidung, was er aus seinem Lebensrucksack nehmen möchte. Er streicht es aus der Liste und aus seinem Leben. Danach geht es darum, diese Entscheidung umzusetzen. Womöglich ist es erforderlich, die Sache noch einmal in die Hand zu nehmen oder sich mit jemanden auf ein Gespräch zu treffen. Das verlangt Klarheit und Selbstdisziplin. Eine kleine Selbstinstruktion als eine Art Bann-Spruch mag vielleicht helfen: Ich werde keine Pralinen mehr essen. Punkt. Alles, was dann noch nötig ist, ist ein langer Atem, Zuversicht und eventuell eine neue Aufgabe. Bete und arbeite, lautet das Motto des Benediktiner Ordens. Banne und arbeite kann helfen, bei der eigenen Entscheidung und dem zu bleiben, was einem gut tut.
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