Ein Lächeln kann bezaubern. Besonders dann, wenn es von Herzen kommt. Die Menschen können ein echtes von einem gespielten Lächeln sehr gut unterscheiden. Nicht immer fällt es einem dabei leicht zu sagen, woran genau man den Unterschied fest macht, doch man spürt oft intuitiv, ob etwas echt oder gespielt ist.
Was viele als Intuition bezeichnen ist tatsächlich die unbewußte Wahrnehmung von Reizen, die in der Vergangenheit mit Angenehmen oder Unangenehmen verbunden waren. Menschen lernen am besten, wenn der Verstand sich zurückhält. Die menschliche Fähigkeit, ein echtes von einem falschen Lächeln zu unterscheiden, hat sich über viele Jahrtausende entwickelt. Ein falsches Lächeln war dabei mit negativen Konsequenzen verbunden, mit Schmerz, Verrat und Scham. Jemand, dem wir vertraut haben, hat sich nachträglich als Betrüger gezeigt, der einem Leid zufügte. Diese Erfahrung hat sich in unser Unterbewußtsein gefräst. Wenn wir ein falsches Lächeln wahrnehmen, melden sich die warnenden Gefühle. Wir antizipieren die Verletzung der Vergangenheit. Andererseits bewirkt ein echtes Lächeln, das man sich wohl fühlt und entspannt. Der Parasympathikus fährt herunter und man läßt los, weil man spürt, daß man in Sicherheit ist.
Nun kommt es natürlich vor, daß man auch selbst ein falsches Lächeln zeigt, ohne seinem Gegenüber etwas Böses zu wollen. Im Wissen, daß das Lächeln ein Signal ist, um eine angenehme Atmosphäre zwischen Menschen zu schaffen, wird es auch mißbraucht. Manchmal ist das erfolgreich und Menschen vertrauen dem guten Schein, geben sozusagen einen Vertrauensvorschuß, und bleibengelassen. Das Lächeln ist dann ein soziales Signal, daß mehr eine Absicht als ein echtes Gefühl ausdrückt. Es signalisiert: „Ich wünsche mir, daß es uns beiden gut geht, auch wenn ich jetzt noch nicht weiß, ob das so sein wird. Aber ich werde mein Bestes dafür tun, daß es gelingt.“ Ein Lächeln hat eine positive Intention. Trotzdem kann es verkrampft und falsch wirken und so zur Unbehaglichkeit beitragen.
Gute Schauspieler können ein Fake-Lächeln kreieren, das sich kaum von einem echten Lächeln unterscheidet. Dieses Kunststück gelingt durch einen künstlerischen Selbstbetrug. Wenn ein Mensch so tut als ob, kann er Gefühle fühlen, die er spontan nicht fühlen würde. In dem man so tut, als wäre der andere ein guter Mensch und man möchte mit ihm Zeit verbringen, ruft man das wohlige Gefühl hervor und ist dann auch in der Lage, ein Lächeln zu senden. Dann zieht sich auch der kleine schwer kontrollierbare kreisförmige Muskel um das Auge herum zusammen, der ein echtes Lächeln kennzeichnet.
Gute Gefühle und Entspannung sind zwei Seiten einer Medaille. Wer also ein echtes Lächeln zeigen will, sollte sich zuerst entspannen. Dann kommt das Lächeln auch von ganz allein. Wenn man etwas unbedingt will, zum Beispiel die Anerkennung eines anderen, fällt es aber schwer zu entspannen. Das ist das Paradox des Loslassens. Wer etwas will, hat ein Ziel. Er arbeitet hart und konzentriert. Dabei droht das Verkrampfen. Und wenn man verkrampft, hat man weniger Kontrolle über seinen Körper, was dazu führen kann, daß man gerade dann, wenn man sich sehr anstrengt, nicht das schafft, wozu man entspannt in der Lage wäre.
Wer sich nach der Anerkennung der anderen sehnt, wird sich bemühen zu gefallen. Er wird viel lächeln, um ein gutes Gefühl zu vermitteln. Da das Ganze aber gewollt und sogar angestrengt wirkt, wird er zweideutige Signale senden, die sein Gegenüber verunsichern und zum Rückzug verleiten. Die Anstrengung ist vergebliche Liebesmüh. Sie führt nicht zur Anerkennung, sondern zur Ablehnung.
Wer das vermeiden will, sollte also versuchen zu entspannen. Die Entspannung wird ein souveränes Lächeln auf sein Gesicht zaubern, das für andere eine eindeutig positive Signalwirkung hat.
Weder Löwen noch Mäuse wirken für die meisten Menschen sonderlich beruhigend. Mit ihren kann es aber gelingen zu entspannen. Im Yoga spricht man vom Löwengesicht. Dabei stellt man sich einen brüllenden Löwen vor, der das Maul weit aufreißt und die Mähne schüttelt. Während dieser kleinen Übung versucht man auch selbst, Mund und Augen weit aufzureißen und alle Glieder seines Körpers weit von sich zu strecken. Es geht darum, alles zu weiten und zu strecken und die Muskeln zu „entschlacken“. Nach dieser Anstrengung vibrieren die Muskeln und es folgt eine wohlige Entspannung, die das Lächeln erleichtert.
Alternativ kann man es auch mit dem Mäuschengesicht probieren. Es beruht auf dem gleichen Prinzip. Die Gesichtsmuskeln werden innerviert und für kurze Zeit angespannt. Das Mäuschen steht für das Zusammenziehen der Gesichtsmuskeln. Man macht sich bildlich gesprochen winzig wie ein Mäuschen, indem man die Lippen schürzt und die Augen zusammenkneift. Manch einer fühlt sich bei dieser Übung auch an den Biß in die Zitrone erinnert.
Löwe und Mäuschen bewirken, daß die Gesichtsmuskulatur sich auflockert. Das Gesicht wird danach besser durchblutet und sieht rosig und gesund aus. Als Nebeneffekt dieser Mini-Entspannung ist man nun bereit, auch entspannt und damit natürlich zu lächeln.
Wer andere für sich gewinnen will, gönnt sich am besten mehrmals täglich diese kleine bezaubernde Übung. Er verwandelt sich schnell in einen Löwen oder ein Mäuschen und ihm wird es im Anschluß leichtfallen, die anderen zu bezaubern. Das Lächeln ist der Grundstein für eine Freundschaft zwischen Löwen, Mäusen und anderen freundlichen Menschen.
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