Ein alter magischer Grundsatz lautet Außen wie Innen. Man verändert etwas im Außen, macht also beispielsweise ein Ritual, und damit verändert sich auch etwas im Innen, in der Haltung. Wenn wir heiraten, verbinden wir uns. Es gibt einen Vertrag und der Ring symbolisiert die Gemeinsamkeit. Außen wie Innen.
Das Prinzip findet sich auch in der Psychologie. So fallen Menschen beispielsweise immer wieder auf den Halo-Effekt herein. Wir sehen etwas, das ein Hinweis für etwas bestimmtes ist, und schließen auf etwas anderes. Menschen mit Brille werden in der Regel als klüger eingeschätzt. Jemand hat eine teure Uhr am Handgelenk. Vermutlich ist er oberflächlich und reich.
Innen wie Außen zu denken, ist Teil der menschlichen Natur. Wenn man diese Idee für sich nutzen will, wenn es also das Ziel ist, im eigenen Leben Ordnung zu schaffen, kann man folglich wo anfangen? Richtig, bei der eigenen Wohnung. Es ist also gar nicht erforderlich, in die Vergangenheit zu tauchen, über seine Kindheit zu reflektieren oder das eigene Kommunikationsverhalten detailliert zu reflektieren und etwas an seiner Einstellung zu verändern, wenn man ein neuer Mensch werden will, es reicht eventuell als erster Schritt, den Müll hinunter zu tragen.
Natürlich hat das Umfeld eine Wirkung auf unsere Befindlichkeit. Wenn es um uns herum gepflegt aussieht, fühlen wir uns wohler. Wir schöpfen unbewußt Kraft aus der Welt um uns herum. Wenn man sich verändern will, verändert man also am einfachsten, das was einen umgibt. Man räumt auf.
Damit das aufräumen gelingt, kann man sich an einer Reihe von Regeln orientieren, die natürlich nicht nur allein für das Ordnung schaffen gelten, sondern generell hilfreich sind, wenn man etwas verändern möchte:
- Fangen Sie an. Was sich so banal anhört, hat tatsächlich größte Bedeutung. Reflektion ist eine schöne Sache, doch auch wenn am Anfang von magischen Gesetzen die Rede war, sollte klar sein, daß eine Veränderung in der realen Welt ohne konkretes Handeln nicht funktioniert.
- Machen Sie sich einen Plan. Der muß nicht detailliert sein, doch er sollte das Vorgehen in groben Schritten skizzieren. Auch planen will gelernt sein. Es gibt ein zuviel des Guten. Am besten man setzt sich für alles ein Zeitlimit. Ein erster Entwurf kann in höchsten 5 Minuten fertig sein.
- Fangen Sie mit Dingen an, die sich nicht gerne machen. Wenn man sich zu etwas überwindet, das einem widerstrebt, stärkt man automatisch die Willenskraft und fühlt sich danach stärker und motivierter.
- Bitten Sie um Hilfe. Es wird vielleicht nicht ganz einfach sein, jemanden zu finden, der ihnen beim Saubermachen hilft, doch ohne Hilfe geht es womöglich nicht. Die schwere Kiste aus dem Keller hebt man eben nicht einfach mal so in den Kofferraum des Autos.
- Belohnen Sie sich, wenn Sie einen Teil der Arbeit geschafft haben. Schon eine kleine Pause, zum Beispiel ein Kaffee, kann die Lebensgeister wieder wachrufen.
- Gehen Sie in Teilschritten vor. Wenn die ganze Wohnung ein einziges Durcheinander ist, werden Sie es nicht in einer Stunde auflösen können. Rom wurde nicht an einem Tag erbaut. Sie haben einen Plan. Gut. Nun lassen Sie sich auch Zeit. Heute das Arbeitszimmer, morgen das Schlafzimmer und schließlich die Küche. Bei aller Disziplin sollte man die Work-Life-Balance nicht vergessen. Es gibt eben noch mehr im Leben als eine gut sortierte Besteck-Schublade.
- Trennen Sie sich von Dingen, die sie nicht mehr brauchen. Das ist für manche die schwierigste Herausforderung und nicht selten die Hauptursache für Unordnung. Wer alles will, erreicht häufig gar nichts. Und wer sich nicht von Dingen trennen kann, wird womöglich viel verlieren. Wie trennt man nun richtig? Dinge, die seit langer Zeit herumlagen, haben mit hoher Wahrscheinlichkeit ihren Nutzen verloren. Würden Sie einen haben, würde man sie ja benutzen. Nun kennt aber fast jeder auch die Erfahrung, daß man nach sehr langer Zeit etwas Altes wiederentdeckt und froh darüber ist, es früher eben nicht entsorgt zu haben. Es kommt vor, daß die alte Jacke, die Jahrelang im Schrank herumhing plötzlich wieder hipp ist. So etwas läßt sich nicht ausschließen. Auch der alte Stecker im Schieber kann eines Tages noch von Nutzen sein, wenn der Neue am Samstagabend seinen Geist aufgibt. Doch diese statistisch relativ geringe Möglichkeit sollte keine Ausrede dafür sein, sich nicht von Dingen zu trennen, die einem Platz rauben und für dauerhaftes Unbehagen und Unordnung im Außen wie im Innen sorgen. Am besten man setzt zweierlei ins Verhältnis: Die Kosten, wenn Sie etwas wegwerfen, das sie eventuell doch noch einmal gebrauchen können, den Worst-Wegwerf-Case sozusagen, mit dem möglichen Nutzen, wenn man sich befreit hat, mehr Klarheit spürt und offen für neue Erfahrungen ist. Gewiß ist das Neue nicht immer das Bessere und Nachhaltigkeit ist eigentlich eine gute Sache, doch es gibt eben auch Grenzen. Am besten man findet die eigenen heraus. Ein Jahr nicht benutzt, könnte eine Grenze sein. Dreimal angefaßt und nicht entschieden, könnte eine Grenze sein. Ein mulmiges Gefühl bei dem Gedanken, diese Sache beim nächsten Aufräumen wieder vor der Nase zu haben, könnte ein Grenze sein. Grenzen sind etwas individuelles und verändern sich mit der Zeit und der eigenen Entwicklung. Man findet seine Grenzen, indem man sie testet und gelegentlich auch überschreitet und erweitert. Fazit: Wenn man jetzt schon an dem Punkt ist über Trennung zu grübeln und zu hadern, dann sollte man es auch tun. Es geht schließlich nur um eine Jacke, ein Buch oder einen alten Topf. Diese Sachen sind mit der eigenen Vergangenheit verwoben, doch sie sind nicht diese Vergangenheit. Man tut es oder man tut es nicht. Steigern Sie einfach ihre Fehlertoleranz und – welch Wunder – unerwarteter Erfolg stellt sich ein.
- Genießen Sie die neue Ordnung. Nehmen Sie sich dafür etwas Zeit. Gleich nach dem Aufräumen ist man eventuell etwas müde und sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht. Doch wenn man am nächsten Tag in das aufgeräumte Zimmer kommt, ist man stolz und höchst erfreut.
- Haben Sie ein klares Ziel. Immer wenn es etwas beschwerlich wird, denken Sie an eine Zeit als das Zimmer schon einmal aufgeräumt war und rufen Sie sich diese angenehmen Gefühle zurück ins Gedächtnis.
- Haben Sie ein klares Ziel die Zweite. Wenn Sie etwas aufräumen, finden Sie etwas, das sie an etwas erinnert, daß sie auch noch machen wollten. Sie räumen den Schrank aus und ihnen fällt ein, daß sie im Supermarkt noch Milch kaufen wollen und während sie das auf eine Einkaufsliste setzen, finden Sie die Notiz, daß sie ihre Mutter noch fragen wollten, was sie sich zum Geburtstag wünscht und dann erinnern sie sich, daß sie zum Geburtstag diese neue Sportklamotten geschenkt bekommen haben, die sie bisher noch gar nicht genutzt haben und…So verzettelt man sich. Sie kommen vom Hundertste ins Tausende. Nun kommt es auf ihre Willensstärke an und die Fähigkeit Dissonanzen auszuhalten. Es gibt so viele wichtige Dinge, doch man kann eben meist nur eins nach dem anderen erledigen. Vergessen Sie die neuen Sportschuhe und die Mami für heute. Am besten man macht sich nicht einmal eine Notiz. Notizen halten sie vom Handeln ab und davor ihre Entscheidung in die Tat umzusetzen. Handeln Sie lieber. Zielorientiert.
So, und nun hat man gelesen, verstanden und fühlt sich motiviert. Sicher gibt es auch Zweifel. Manche Dinge kann man wie schon gesagt im Außen und im Innen lösen. Zweifel sind Unordnung im Innen. Wenn Sie sich nach Ordnung sehnen, tragen Sie jetzt den Müll hinunter und ein Wunder wird geschehen.
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